Das Erschaffen von Videospielen ist ein begehrter und facettenreicher Beruf – doch nur wenige wissen, dass die Branche ein hartes Pflaster ist. Überstunden, Zeitdruck, Finanzierung sind nur einige der vielen Herausforderungen, mit denen sich Game-Entwickler herumschlagen müssen.
Drei Studios in der Schweiz haben den Durchbruch aber trotzdem geschafft. Ihre Games wurden auf der PC-Plattform Steam und auf Konsolen wie Nintendo und Playstation ein Hit und erzielten Millionen-Umsätze. Damit finanzieren die Schweizer Entwicklerinnen und Entwickler bereits neue Titel oder arbeiten weiterhin an Updates für ihre Erfolgsspiele.
Zähe Anfänge
Eines der erfolgreichsten Game-Studios hierzulande ist Stray Fawn Studio. Das Studio besteht aus rund einem Dutzend Leuten und wird von den Game-Designern Philomena Schwab und Micha Stettler geführt. Erst im Dezember gewann ihr neuster Titel «The Wandering Village» den Deutschen Entwicklerpreis als bestes Spiel im deutschsprachigen Raum.
Mittlerweile hat sich das Game über 200’000 Mal auf dem PC verkauft. Heute kommen sie mit dem Erlös gut über die Runden, das war jedoch nicht immer so: «Die Zeit bis zum Release des ersten Spiels ist immer besonders hart. Während der Entwicklung unseres ersten Games vor einigen Jahren konnten wir uns keine Löhne auszahlen», so Schwab. Sie finanzierten sich bis zur Veröffentlichung hauptsächlich von Crowdfunding.
Mittlerweile ist das aber anders. Nun erhalten alle Entwickler und Designer bei Stray Fawn Studio den gleichen Lohn. «Es ist ein Zeichen der Fairness, denn jede und jeder hier trägt massgeblich zum Erfolg bei. So sind auch alle viel motivierter», sagt die 33-Jährige.
Das Studio hat seine Anfänge ausserdem nicht nur im Unterhaltungsbereich: Ihr erstes Spiel, «Niche», ist ein Game, bei dem man Tiere basierend auf echter Genetik züchten kann. Heute nutzten über 500 Biologie-Lehrer ihr Spiel zu Schulungszwecken.
Auch für Don Schmocker war der Anfang kein Zuckerschlecken. Sein Studio heisst Okomotive und wie auch Schwab studierte er Game Design an der ZHdK. «Für viele von uns war unser erstes Game-Konzept Teil der Bachelor- oder Masterarbeit», so Schmocker, «So ein Projekt nach dem Studium weiterzuführen und fertigzustellen, ist aber eine riesige Herausforderung.»
An seinem ersten erfolgreichen Spiel «Far: Lone Sails» arbeitete Okomotive drei Jahre lang. Schmocker tat sich dabei mit anderen Studentinnen und Studenten zusammen. «In dieser Zeit haben wir uns praktisch nichts ausgezahlt. Viele von uns lebten noch bei den Eltern oder arbeiteten in einem Nebenjob», so der 31-Jährige.
Auch Corona habe vieles verzögert und Homeoffice sorgte für schwierigere Arbeitsverhältnisse. «Das war eine anstrengende Zeit. Wir mussten uns gegenseitig unterstützen und aufbauen», sagt Schmocker. Mittlerweile hat sich ihr erstes Spiel seit 2018 rund eine halbe Million Mal verkauft. Die Fortsetzung «Far: Changing Tides» wurde letztes Jahr veröffentlicht und feierte ebenfalls grossen Erfolg.
Grosses Commitment
Als Game-Entwicklerinnen und -Entwickler ist Resilienz wichtig. Denn bis zum Release funktioniert nicht alles wie gewünscht. Ideen und Pläne werden oft umgekrempelt, technische Hindernisse sorgen für Frust. Besonders Solo-Entwickler sind eine spezielle Art von Game-Entwicklern: Alle Aspekte wie Charaktere, Level Design, Sound und mehr machen sie selbst oder mithilfe von Freelancern.
Einer davon ist Christian Stauffer von Hangry Owl Games. Der 41-jährige Schweizer lebt in Irland und hat nach über zwei Jahren im Januar sein erstes Spiel praktisch im Alleingang veröffentlicht. «Gross», so heisst sein Shooter-Spiel mit Tower-Defense-Elementen, war auf Steam ein Erfolg: «Ich konnte mir nach langer Arbeit endlich meinen Traum erfüllen. Die Rezensionen sind mehrheitlich positiv», so Stauffer.
Aktuell sorgt Stauffer dafür, dass sein Game sauber läuft, und merzt dafür Bugs und Glitches aus. Das Gleiche spielt sich auch bei Stray Fawn Studio ab. Ihr Game «The Wandering Village» ist noch im Early Access. Sprich: Es ist bereits spielbar, aber noch nicht komplett fertig entwickelt. Doch beide Studios haben bereits Ideen, was sie als Nächstes machen wollen.
Bei Okomotive ist die Idee bereits in Umsetzung: «Wir arbeiten aktuell an unserem dritten Titel», sagt Don Schmocker. Mehr gibt er noch nicht preis. Eines dürfte aber sicher sein: Auch die nächsten Projekte dieser Schweizer Game-Entwickler werden international grosse Wellen schlagen.
Quelle 20 Minuten